Chefetage zur Frauensache erklären

Am 8. März 2021 wird der Internationale Frauentag weltweit von Frauenorganisationen begangen. In Berlin ist dieser Tag seit 2019 als bisher einziges Bundesland in Deutschland ein Feiertag.

In den U.S.A. schreibt eine Frau soeben Geschichte: Die Afro-Amerikanerin mit indisch-jamaikanischen Wurzeln, Kamala Harris, wird Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Damit ist sie die erste Frau, die dieses Amt bekleidet und macht vielen amerikanischen Frauen – nicht nur mit Migrationshintergrund – Mut, dass Frauen alles schaffen können. Symbolträchtig trug sie bei ihrem ersten Auftritt nach Bekanntgabe des Ergebnisses einen weißen Hosenanzug und nahm damit Bezug auf die weiß gekleideten Suffragetten, die Anfang des 20. Jahrhunderts couragiert für das allgemeine Frauenwahlrecht in Großbritannien und den Vereinigten Staaten eintraten. Ein Blick nach Deutschland, das bekanntlich seit 2005 von Bundeskanzlerin Angela Merkel regiert wird, zeigt, dass Politik auch im Kleinen zunehmend auf das Engagement von Frauen zählen kann. So zeichnete sich bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen im September 2020 – wenngleich weniger spektakulär, so doch sichtbar – ab, dass die Rathäuser in NRW weiblicher werden. Ein Beispiel dafür ist Gelsenkirchens neue Oberbürgermeisterin Karin Welge.

 

Erst kürzlich beleuchtete Arte die Frauenbewegung des 21. Jahrhunderts und stellte mit ihrer Doku „Der neue Feminismus zwischen Pop und Marketing“ fest, dass Feminismus heute kein Schimpfwort mehr ist, sondern sich Frauen in einer fröhlichen sowie sehr stil- und selbstbewussten Weise für ihren Platz in der Gesellschaft einsetzen. Doch der Weg zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist langwierig. Entgegen dem internationalen Trend ist in Deutschland beispielsweise der Frauenanteil in den Top-Positionen der 30 Dax-Konzerne zurückgegangen, wie eine Untersuchung der gemeinnützigen Allbright Stiftung zeigt. Wenn Frauen in deutschen Unternehmen Führungspositionen innehaben, handelt es sich überwiegend um das Gesundheits- sowie Veterinärwesen sowie den Handel. Eine deutlich geringere Rolle spielen sie dagegen in der Schifffahrt, im Maschinenbau und Baugewerbe.

Im Durchschnitt haben Frauen in Deutschland die bessere Ausbildung als Männer – Frauen stellen über die Hälfte der Hochschulabsolventen. Trotzdem ist ihr Anteil in beruflichen Führungspositionen verschwindend gering. Nach einer Auswertung der Organisation “Frauen in die Aufsichtsräte” (Fidar) ist fast jeder dritte Aufsichtsratsposten in den 188 größten börsennotierten deutschen Unternehmen mit einer Frau besetzt. In den Vorständen dominieren die Männer allerdings mit fast 90 Prozent. (Statista 2020)

 

Obwohl Untersuchungen großer Wirtschaftsberatungen bestätigen, dass sich ein höherer Frauenanteil in der Führungsetage gut für das Wachstum und den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens auswirkt, findet die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland nur zögerlichen Einzug in die Arbeitswelt. Schweden zeigt, wie es anders gehen kann: Hier werden klare Ziele durch eine Regierungseinrichtung für Gleichstellung begleitet. Gender Mainstreaming und Gender Budgeting sind selbstverständliche Instrumente der politischen Steuerung. Mit dem Ergebnis, dass die Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern in keinem Land der Welt höher ist. Bei der Karriere von Frauen in Deutschland, so wird beobachtet, kommt es allerdings nicht nur auf ihr Können an, sondern auch auf ihre berufliche Vernetzung. Und hier haben Männer es nach wie vor leichter, in Business-Netzwerke eingeführt zu werden. Um Frauen gemäß ihren Qualifikationen einzusetzen und den Zugang zu Führungspositionen zu erleichtern, haben sich hochwertige Mentoring-Programme für Frauen in den vergangenen Jahren längst bewährt. Dabei werden „Instrumente“ entwickelt, die Frauen helfen, die vielzitierte „Gläserne Decke“ zu durchbrechen. Diese symbolisiert die strukturellen Barrieren, die Frauen bei einer Besetzung von Führungspositionen im Wege stehen.

 

Internationaler Frauentag 2021

Der Internationale Frauentag wird weltweit von Frauenorganisationen am 8. März 2021 begangen.Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen gegen den Willen ihrer männlichen Parteikollegen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne jedoch ein bestimmtes Datum zu favorisieren. Die Idee dazu kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, welches beschloss, einen besonderen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Seit 1921 findet der internationale Frauentag am 8. März statt. (Quelle: kleiner-kalender.de)

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