Ein Mann mit Rückgrat

Rüdiger Frohn, Vorsitzender des Beirats der Stiftung Mercator, gibt Einblick in sein Schaffen 

Es ist seine Sache nicht, sich oder das, was er tut, in den Mittelpunkt zu stellen. Und erst recht nicht, sich zu verbiegen und von seinen Überzeugungen und Grundsätzen abzurücken. So ist es Rüdiger Frohn auch in politischen Ämtern gelungen, erfolgreich zu wirken, ohne sich selbst untreu zu werden. Sein letztes, öffentlich bekleidetes politisches Amt war das des Chefs des Bundepräsidialamts, das er von 1999 bis 2004 innehatte. Seit 2005 wirkt Frohn als Vorsitzender des Beirats der Stiftung Mercator in Essen. Im letzten Jahr feierte der gebürtige Gevelsberger seinen 70. Geburtstag. Dem Rhein-Ruhr Magazin gab Rüdiger Frohn einen Einblick in sein derzeitiges Wirken.

„Wenn ich sehe, was wir bewirken können, macht mich das zu einem glücklichen Menschen.“

Bodenständigkeit und Sinnvolles tun
An seine Wirkungsstätte, die Stiftung Mercator in Essen, kommt Rüdiger Frohn von seiner Heimatstadt Gevelsberg aus. Seinen Wohnsitz hatte er auch zu Berliner Zeiten behalten und in der Bundeshauptstadt einen Zweitwohnsitz unterhalten. Denn eines ist dem Juristen wichtig: „Meine Heimat hat mich immer geerdet. Hier bin ich aufgewachsen und habe stets den Kontakt zu Nachbarn und Freunden gepflegt, die ich oft seit frühester Jugend kenne. Das ist wichtig, wenn man keinen Tunnelblick bekommen möchte, weil man beruflich nahezu ausschließlich über politische Themen gesprochen hat.“ Über seine Berliner Zeit, seinen Förderer Johannes Rau und seine Aufgaben als Chef des Bundespräsidialamtes könnte er stundenlang erzählen, viel wichtiger ist ihm jedoch von seiner heutigen Aufgabe in der Stiftung Mercator zu berichten, die er mit Herzblut ausübt. „Es gab nach meinem Ausscheiden aus der Politik zahlreiche Angebote von Menschen, die mich für ihre Interessen einspannen wollten“, blickt er zurück, „ich habe jedoch nach einer Aufgabe gesucht, die mich ausfüllt und in der ich etwas bewirken kann.“ Der erste Kontakt zur Stiftung kam 2002 zufällig zustande. „Jugend debattiert“ hieß das Format, welches die Hertie Stiftung initiiert hatte und für das sie weitere Unterstützer suchte. Die Sprache kam dabei auch auf die Stiftung Mercator, die damals kaum jemand kannte. 2004 kam dann das Angebot, sich in der Stiftung zu engagieren – die Neugier und das Interesse Rüdiger Frohns waren geweckt. Imponiert habe ihm von Anfang an, wie offen und bereit für Neues die Stiftung mit Ideen umgeht. Das gegenseitige Vertrauen zwischen der Stifterfamilie Karl Schmidt aus Duisburg, der Geschäftsführung und Jürgen Frohn bereitete den fruchtbaren Boden für die Entwicklung der Stiftung. Bereits nach einem halben Jahr Zugehörigkeit wurde Rüdiger Frohn Vorsitzender des Beirats der Stiftung und ist es bis heute.

 

„Mit unseren Projekten möchten wir Ideen beflügeln und das Morgen ausdenken.“

Der Jamtruck war zehn Jahre mit Förderung der Stiftung Mercator an Rhein und Ruhr unterwegs, um junge Menschen verschiedener sozialer Schichten und aus unterschiedlichen Bildungskontexten zusammenzubringen und ihre Potenziale zu stärken. Foto: Guido Frebel, Stiftung Mercator

Chancengleichheit und Weltoffenheit
Ende 2016 bezog die Stiftung Mercator ihre neuen Räumlichkeiten an der Huyssenallee 40. Die offene und transparente Architektur spiegelt das Selbstverständnis der Stiftung wider: Offenheit und eine Einladung zum Mitwirken an der Entwicklung von Ideen, die beflügeln. 2019 hat die Stiftung Mercator 146 Projekte mit einer Fördersumme von 63,4 Mio Euro bewilligt. Dieser finanzielle Rahmen galt auch für das vergangene Jahr. Ein Ziel von vielen ist, sich für umfassende Bildung und Chancengleichheit einzusetzen, sonst, so Frohn, „gehen Begabungen verloren. Kein bildungsbeflissenes Kind darf auf der Strecke bleiben.“ Gerade im Ruhrgebiet werden daher viele Integrations-, Bildungs- und Kulturprojekte wie etwa „Jamtruck“, Sprachkurse sowie Schüler- und Studentenaustauschprogramme gefördert. Begeistert ist er zudem vom Programm „Global Young Faculty“, das Nachwuchswissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammenbringt, um ohne jegliche Vorgaben gemeinsam Projekte für die Gesellschaft zu entwickeln. „Dies gibt oft Anstöße für ein ganzes Leben und ist ein wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsbildung“, ist Rüdiger Frohn überzeugt.

 


Stiftung Mercator
Die private und unabhängige Stiftung Mercator GmbH wurde von der Duisburger Handels- und Unternehmerfamilie Schmidt 1996 in Essen gegründet. Sie ist nach dem Duisburger Kartografen Gerhard Mercator benannt. Die wissenschaftsfördernde Stiftung strebt eine Gesellschaft an, die sich durch Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Die Themen sind Europa, Integration, Klimawandel und kulturelle Bildung. Die Stiftung steht für die Verbindung von wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung. Bei der Verfolgung der Ziele werden eigene Projekte entwickelt, Partnergesellschaften und Projektpartner gefördert und dabei mit Institutionen im In- und Ausland kooperiert. Die Stiftung arbeitet nicht punktuell, sondern strebt systemische Veränderungen an. Weitere Informationen unter www.stiftung-mercator.de

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