Sparkasse Düsseldorf: Stipendienübergabe an Studierende der Kunstakademie Düsseldorf

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf vergeben seit 1994 jährlich während des Rundgangs drei Reisestipendien an herausra- gende Studierende der Kunstakademie Düsseldorf. Die Stipendien sind mit insgesamt 6.000 EUR durch die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf dotiert und sollen – deshalb bewusst nicht projektgebunden – die Studierenden dabei unterstützen, ihre künstlerische Entwicklung im Rahmen einer individuell zu bestimmenden Reise erfolgreich voranzutreiben.

Die Vergabe der Reisestipendien findet bereits zum 29. Mal statt und bestätigt das nachhaltige Interesse und Engagement des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen und der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf für die Kunstakademie und ihre Studierenden.

In diesem Jahr entschied sich die Jury – mit Kathrin Bentele (Direktorin) und Gesa Hüwe (kuratorische Assistenz) vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen sowie Stefan G. Drzisga und Katharina Wettwer von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf – für eine Klassenpräsentation und zwei Künstler:innen, die außerordentliche und sehr eigenständige Beiträge auf dem diesjährigen Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf zeigen.

Die Studierenden der Klasse Koenraad Dedobbeleer konnten die Jury mit ihrem dynamischen Ausstellungsdisplay beim diesjährigen Rundgang sofort überzeugen. Ausgehend von einem administrativen System, das ein schwedischer Austauschstudent entwickelte, nachdem er mit den bürokratischen Ge- gebenheiten in der Kunstakademie konfrontiert war, realisierten Philipp John Arck, Christian Behre, Zihan Chen, Koenraad Dedobbeleer, Julia Diệp My Feige, Lyu Hu, Annika Julia Hoffmann, Marina Kiga, Kris Kimpe, Maria Kubitscheck, Hyeju Lee, Gowoon Lee, Jinseok Lee, Robert Müllers, Thomas Neumann, Peer Leander Aki Noe, Agapi Oikonomou, Simon Persson, Sungwan Park, Leon Philipp, Lu Pilates, Levan Svanishvili, Amber Theisen, Yakov Tolstoy, Alex Valijani, Ryota Yahagi, Seoyoung Yun gemeinsam eine Präsentation, die in zwei Klassenräumen stattfindet. Während Raum 009 als Lager für die Arbeiten der Studierenden fungiert, die während des Rundgangs gezeigt werden sollen, dient der Nachbarraum 011 als eigentlicher Ausstellungraum. Dort werden bis zum Ende des Rundgangs am Sonntagabend insgesamt 9 Wechselausstellungen mit jeweils einer kleinen Aus- wahl der Arbeiten aus dem benachbarten Depot gezeigt. Dieses Vorgehen birgt maximale Transparenz: So werden von den Studierenden alle geplanten Bewegungen der kategorisierten Arbeiten dokumentiert und visualisiert, das logistische System ist für die Besucher:innen des Rundgangs einsehbar. Zugleich passieren die Umbauten der Wechselausstellungen während der Öffnungszeiten; ein Prozess der übli- cherweise der Öffentlichkeit verborgen bleibt.

Magda Frauenbergs Arbeit, die Installation, Skulptur, Malerei und Zeichnung umfasst, sind durchdrungen von symbolträchtiger Motivik und popkulturellen Zitaten, die sie durch präzise Entscheidungen hin- sichtlich der verwendeten Materialien in die Gegenwart überführt. Bei ihren multimedialen Collagen, für die sie z. B. bestickten Stoff mit Bildern aus der Mythologie versieht und mit Metall und Plexiglas kom- biniert, interessiert Magda Frauenberg weniger die Studie der unterschiedlichen Materialität, sondern vielmehr der bewusste Einsatz von vorrangig weiblich konnotierten Materialien und Objekten. Dabei untersucht sie die Darstellungsweisen von Frauen in der (Kunst)Geschichte und unternimmt durch eine Appropriierung von alter und neuer Bildsprache und weiblichen Charakteren den Versuch, die Vergangenheit zu verstehen, zu interpretieren und hinsichtlich einer feministischen Perspektive für die Zukunft umzuschreiben.

Bei dem diesjährigen Rundgang präsentiert Magda Frauenberg die dreiteilige Skulptur the revenge of lady Snowblood, die sich aus überarbeiteten 3D-Scans von einzelnen Elementen mehrerer bekannter Skulpturen – Compianto sul Cristo morto (Niccolò dell’Arca); Artemis von Ephesos; Der Kuss (Auguste Rodin) – zusammensetzt. Durch das vermehrte Bestreben von Kulturinstitutionen, dreidimensionale und kunsthistorisch wertvolle Werke zu archivieren, werden diese vermehrt 3D-gescannt und die entsprechenden Daten teilweise online zur Verfügung gestellt. Diese demokratische und unbürokratische Bereitstellung von kunsthistorischen Daten ermöglicht nun einen scheinbar endlosen Prozess von Aneignung, Überarbeitung und Sampling der Kunstgeschichte. Magda Frauenberg nutzt diese Möglichkeit für eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit der weiblichen Perspektive in der Kunstgeschichte und befragt gleichzeitig Konzepte von Autor:innenschaft.

In seiner malerischen Praxis hinterfragt Murat Önen das Konzept von Maskulinität aus einer queeren Perspektive. Oftmals treffen in seinen Arbeiten mehrere nackte, männliche Körper aufeinander, deren dicht verwobene Körperteile und verschwommene oder nur im Halbprofil erkennbaren Gesichter keine individuellen Zuordnungen ermöglichen und jeglichen Hinweis auf Identität erschweren. Ebenso wie die dargestellten Figuren miteinander zu ringen scheinen, messen sich die multiperspektivischen Darstel- lungsweisen von Männlichkeit miteinander, die Önen seinen Malereien einschreibt: die idealisierten Kör- per, die nach emotionaler Anbindung drängen, werden ebenso anziehend wie abstoßend portraitiert. Die Bewegungen in unterschiedliche Richtungen, die auf der Leinwand von jedem Körper ausgehen, scheinen sich in Önens Arbeitsweise fortzusetzen, bei der die dargestellten Figuren einer kontinuierlichen Be- und Überarbeitung unterworfen sind.

Murat Önens jüngste Arbeit Wärst du doch in Düsseldorf geblieben ist beim diesjährigen Rundgang zu sehen und fällt im Unterschied zu seinen älteren Arbeiten durch ihren stärkeren Realismus auf. Zwar sind auch hier mehrere Personen in einer engen Konstellation zu erkennen, jedoch scheinen diese genauso wie die räumliche Umgebung präziser dargestellt. Die zehn (überwiegend gekleideten) Personen liegen teilweise eng umschlungen auf einer Matratze. Entstanden nach einem Zeitraum, der durch die Auswirkungen der Pandemie von (körperlicher) Distanz geprägt war, erzählt auch diese Arbeit von den verschiedenen Nuancen einer Suche nach Verbundenheit.

nicht kopierbar!