Telemedizin – Sprechstunde am Bildschirm

Tele steht im Griechischen für ,aus der Ferne’. Doch Ärzte und spezielle Anbietern wollen ihren Patienten über den Bildschirm nahe kommen, ohne dass sie in die Praxis gehen müssen und eine Infektion riskieren. Deshalb erlebt Telemedizin in Pandemie-Zeiten enormen Aufschwung.

Der Mediziner schaltet sich via Smartphone oder Laptop ins heimische Wohnzimmer – das ist ein Trend, der sich durch die Pandemie und die Angst vor Infektionen verstärkt. Inzwischen hat bereits jeder achte Deutsche (13 Prozent) eine Video-Sprechstunde seines Arztes besucht, zwölf Prozent möchten es wieder tun und nur ein Prozent will davon absehen. Das zeigen aktuelle Umfragen des Marktforschungsinstituts Bitkom Research im Auftrag des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Hinzu kommt, dass sich Ärzte über Videos und Apps wie Instagram weitere digitale Kanäle eröffnen, um ihre Patienten zu beraten. 

Der Düsseldorfer Orthopäde Dr. Roland Tenbrock nutzt die Online-Konsultation seit fast fünf Jahren nicht nur im Praxisalltag, er bildet auch Kollegen weiter. Tenbrock ist an der Entwicklung des Angebots „sprechstunde.online “ der Deutschen Arzt AG beteiligt, das gerade in den Telemedizinanbieter Zava eingebracht wurde. „Die Beratung am Bildschirm biete ich meinen Patienten an, die mir vertrauen – unabhängig von der Praxis-Software über das Smartphone oder Tablet. Nur eine gute Internetverbindung ist dafür notwendig“, erklärt Dr. Tenbrock. Seine Patienten bekommen einen Termin mit Zugangscode via Mail oder Kurznachricht. Sie klicken auf einen Link und es geht direkt los: Via Bildschirm bespricht Dr. Tenbrock beispielsweise, inwieweit jemand arbeitsunfähig ist. Der Arzt kann auch die Ergebnisse einer Operation kontrollieren und hat noch weitere Möglichkeiten: „Erfahrene Mediziner sehen, ob jemand ernsthaft erkrankt ist und ins Krankenhaus gehen sollte – etwa, weil er schwer atmet oder fahl im Gesicht ist.“ Für klärende Gespräche zu Symptomen nimmt Roland Tenbrock sich Zeit und kann auch Kollegen virtuell um Rat fragen. Denn sprechstunde.online ist schon in der Lage, einen Patienten mit seinem Orthopäden und seinem Physiotherapeuten in einer Video-Mehrfachkonferenz zu verbinden.

Düsseldorfer Orthopäde Dr. Roland Tenbrock. Foto: privat.

Wie technische Hilfsmittel eine Behandlung unterstützen können, zeigt sich auch bei der Behandlung von Bluthochdruck: Blutdruckwerte oder Angaben zur Herzfrequenz werden vom Patienten gesammelt und in einem digitalen Blutdruck-Tagebuch oder durch eine zertifizierte App erfasst. Der Patient wird angeleitet, wie er mit der App umgeht und seine Erkrankung managen kann. Dabei kann ein digitaler Coach durch alle Elemente hindurchführen und erläutern, wie der Blutdruck zuhause am besten gemessen wird. Auch die Krankenkassen folgen dem Trend – und sind Partner für Anbieter wie zum Beispiel die Teleclinic, die mit der AOK Rheinland/Hamburg ein Pilotprojekt organisiert: Familien, die am Niederrhein leben, können sich rund um die Uhr per Video-Chat beraten lassen, wenn Sohn oder Tochter kränkeln.

Text: Natascha Plankermann 

nicht kopierbar!