100 Jahre National-Bank in Essen

Das Essener Geldinstitut blickt zuversichtlich und selbstbewusst in die Zukunft.

Eigentlich sollte 2021 für die National-Bank ein ganz besonderes Jahr werden. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums waren hochkarätige Veranstaltungen und Ausstellungen geplant, die coronabedingt ins Wasser gefallen beziehungsweise nur eingeschränkt zu erleben sind. Vorstandschef Dr. Thomas A. Lange steht der Sinn jedoch nicht nach Jammern, denn dazu hat das erfolgreiche Geldinstitut wahrlich keinen Grund. Warum die National-Bank, der er seit 15 Jahren vorsteht, gut durch die Krise kommt und was sie auszeichnet, erläutert er im Interview mit dem Rhein-Ruhr-Magazin.

Rhein-Ruhr-Magazin: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum 100-jährigen Jubiläum. Nachdem der große Festakt ausfallen musste und am 24. Februar kurzerhand virtuell gefeiert wurde – was bleibt übrig vom Jubiläumsjahr?

Dr. Thomas A. Lange: Dankbarkeit und Freude über eine lange Wegstrecke, die wir gemeinsam mit unseren Kunden und Eigentümern, unseren Mitarbeitern und der an uns interessierten Öffentlichkeit gegangen sind. Es bleibt zudem die Gewissheit, dass Größe im Bankgeschäft nicht der alleinige Maßstab für Erfolg, Anerkennung und Reputation ist. Werte wie Menschlichkeit und Verlässlichkeit, Solidität und Stabilität bestimmen unseren Kompass. Sie entsprechen im Übrigen der Idee, die der Gründung unserer Bank zugrunde lag: die Abgrenzung gegenüber dem, ich zitiere, „großkapitalistischen Bankkonzern“. Das Jubiläumsjahr begründet schließlich aber auch die Zuversicht, das zu meistern, was vor uns liegt. Obwohl wir die damit verbundenen Herausforderungen in ihrer konkreten Ausgestaltung nicht kennen, sind wir davon überzeugt, dass wir mit Ehrlichkeit und Engagement, mit Augenmaß und Vernunft eine weiterhin erfreuliche geschäftliche Entwicklung werden präsentieren können.  
 
Rhein-Ruhr-Magazin: Aus Anlass Ihres Jubiläums haben Sie die Gründung der National-Bank Stiftung auf den Weg gebracht. Welcher Stiftungszweck liegt ihr zugrunde?

Dr. Thomas A. Lange: Zweck der Stiftung ist die Mittelbeschaffung zur Förderung von Kunst und Kultur sowie der Forschung, Wissenschaft und Bildung. Dabei verfolgt sie ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Abgabenordnung. Insofern ist sie selbstlos tätig. Sie fügt sich ein in das langjährige und von Stärke getragene kulturelle und gesellschaftliche Engagement der National-Bank. Dabei freuen wir uns über das Privileg eines hervorragend besetzten Kuratoriums, dem beispielsweise der Jazz-Trompeter Till Brönner, der begnadete Pianist Martin Stadtfeld, die Fotokünstlerin Katharina Sieverding oder der Bildhauer und Maler sowie langjährige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie Markus Lüpertz angehören werden.

Die elegante Kassenhalle am Theaterplatz im Jahr 1952. Foto: National-Bank

Rhein-Ruhr-Magazin: In einem Video-Einspieler zum Jubiläum gratuliert Ihnen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und bedenkt die National-Bank mit Attributen „solidarisch und verlässlich“ Ihrer Gründungsväter aus der Christlichen Gewerkschaftsbewegung. Sind das die Grundpfeiler des Erfolges?

Dr. Thomas A. Lange: Ja, das ist zutreffend. Dabei führte der Ministerpräsident sinngemäß ergänzend aus, dass die Christliche Gewerkschaftsbewegung das Fundament bildet, auf dem die National-Bank gegründet wurde: Spargelder der Arbeiter sollten zum Nutzen der Arbeiterschaft eingesetzt und solides mittelständisches Unternehmertum gefördert werden. Die Unabhängigkeit der Arbeiter sollte dabei vor den reinen Gewinninteressen der Bank stehen. Dieses Erfolgsrezept, die freie Initiative und wirtschaftliche Leistung des Einzelnen gestützt durch die Solidarität und die Unterstützung der Gemeinschaft, so Laschet, sei so aktuell wie vor 100 Jahren. Es sei ein Grundpfeiler der von der christlichen Gewerkschaftslehre inspirierten Sozialen Marktwirtschaft, die nicht nur bis heute, sondern auch in Zukunft Garant für den wirtschaftlichen Wohlstand unseres Landes sowie seiner Bürgerinnen und Bürger sein werden. Weitere Grundpfeiler des Erfolges seien aber ebenso die tiefe Verwurzelung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus das überzeugende kulturelle und gesellschaftliche Engagement.

Rhein-Ruhr-Magazin: Wie kommt die National-Bank durch die Coronakrise?

Dr. Thomas A. Lange: Bisher gut. Dabei haben wir uns im Interesse unserer Kunden für ein anderes Konzept entschieden als viele andere Institute. Als Teil der Kritischen Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen waren und sind unsere Geschäftsstellen die ganze Zeit hindurch geöffnet. Um die innerbetriebliche Solidarität zwischen den Tarif- und den Leitenden Angestellten, gerade in dieser außergewöhnlichen Situation, zu erhalten, haben wir kein flächendeckendes mobiles Arbeiten angeordnet, sondern mit geeigneten Schutzmaßnahmen dafür gesorgt, dass alle sicher ins Büro kommen und arbeiten können. Geholfen hat uns dabei sicherlich, dass wir kaum Großraumbüros haben. So sind seit dem Ausbruch der Pandemie keine innerbetrieblichen Infektionsketten entstanden. Soweit unsere geschäftliche Entwicklung betroffen ist, haben wir uns zum wiederholten Male von anderen distanzieren können. Ausdruck fand dies im vergangenen Jahr in einer am 18. Dezember durchgeführten zweiten Hauptversammlung, in der wir – mit Zustimmung der Aufsichtsbehörden – unsere Dividende zahlen konnten.

 

„Werte wie Menschlichkeit und Verlässlichkeit, Solidität und Stabilität bestimmen unseren Kompass.“
Dr. Thomas A. Lange

Foto: National-Bank

Rhein-Ruhr-Magazin: Wie hält es Ihr Institut mit nachhaltigen Anlagemöglichkeiten?

Dr. Thomas A. Lange: Das Angebot nachhaltiger Anlagen ist eine Selbstverständlichkeit. Wir offerieren unterschiedliche Anlagestrategien, mit denen unsere Kunden und die, die es werden wollen, unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit investieren können. Noch ist die Nachfrage zurückhaltend, aber sie nimmt Fahrt auf. Um den damit verbundenen Beratungsbedarf mit einem Höchstmaß an Professionalität gewährleisten zu können, haben wir entschieden, sämtliche im Bereich der Wertpapierberatung tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei uns alle über eine Ausbildung zum Certified Financial Planner verfügen, im Rahmen einer Kooperation mit der Frankfurt School of Finance and Management, einer der führenden Universitäten im Bereich der Finanzwirtschaft, zusätzlich zum Zertifizierten Nachhaltigkeitsberater ausbilden zu lassen. Wir wollen damit auch zukünftig die hohe Qualität unserer Beratung gewährleisten.

 

Rhein-Ruhr-Magazin: Wird umweltbewusstes Verhalten bei der National-Bank gelebt?

Dr. Thomas A. Lange: Umweltbewusstes Verhalten ist für uns Teil unserer unternehmerischen und gesellschaftlichen Verantwortung. Bereits 2016 haben wir uns dem Schutz der natürlichen Ressourcen und der Verminderung ihres Verbrauches verpflichtet. Dabei standen für die Bank als dienstleistendes Unternehmen die substanzielle Reduktion des Strom-, Gas/Wärme-, Wasser- und Papierverbrauchs im Vordergrund.

 

Rhein-Ruhr Magazin: Und was haben Sie erreicht?

Dr. Thomas A. Lange: Seit 2013, unserem Referenzjahr, konnte der Strom- und Wasserverbrauch jeweils um etwa die Hälfte vermindert werden, der Gas- und Wärmeverbrauch um gut 40%. Durch eine optimierte Nutzung von Papier haben wir rd. 35 Tonnen eingespart. Alles in allem ist es gelungen, die CO2-Emissionen gegenüber 2013 um fast 65 % bzw. rund 2.900 Tonnen zu vermindern. Damit haben wir nicht nur unsere Ziele deutlich übererfüllt, sondern sind auf dem Weg zur Klimaneutralität ein großes Stück vorangekommen. Aus heutiger Sicht gehe ich davon aus, dass wir dies in etwa bis Mitte der 20er Jahre werden erreichen können.

 

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