Wagniskapital für Start-ups

NRW.Bank und Sparkassen bringen neuen Fonds auf den Weg – Innovative Technologie-Gründer brauchen Startkapital. Die NRW.Bank hat zusammen mit Sparkassen und weiteren Investoren den Risikokapital-Fonds „neoteq ventures“ gegründet, um damit die Start-up-Szene im Rheinland zu finanzieren.

Sie fingen oft in Hinterstübchen an, doch heute sind ihre Namen weltbekannt: Microsoft, Facebook – oder hierzulande Zalando. Start-ups können immenses Wachstum erleben, ganze Märkte und Branchen verändern, Arbeitsplätze schaffen. Weltweite Vorbild-Region ist das Silicon Valley in Kalifornien, wo sich immer mehr neue Unternehmen angesiedelt haben und ein regelrechtes Start-up-Ökosystem mit Gründern, Zulieferern, Ausbildungsstätten und Netzwerken gebildet haben.

Könnte hier in der Region ein „Rheinland Valley“ entstehen? NRW-Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart hofft darauf. Auf dem Weg vom Wunschtraum zur Realität hat sich schon viel getan im Bundesland. Digihubs vernetzen etablierte Unternehmen, Start-ups, Wissenschaftler und Investoren. Vor zwei Jahren machte die Meldung Schlagzeilen, dass NRW Berlin, die einstige Hochburg innovativer Neugründungen überholt hat, jede fünfte Neugründung geht von NRW aus.

„Venture Capital ist notwendig, um innovative Ideen zu fördern.“

Um diese Entwicklung zu fördern, unterstützt das Land die Gründer. Jetzt ist ein neues Instrument dazugekommen: ein Wagniskapital-Fonds (siehe Stichwort „Venture Capital“), der Start-ups Gründungskapital zur Verfügung stellt. Hauptinvestor ist die Förderbank des Landes, die NRW.Bank. Weitere Ankerinvestoren sind die Stadtsparkasse Düsseldorf, die Kreissparkasse Köln und die Sparkasse KölnBonn. Das Fondsmanagement übernehmen B.J. Park und Simon Schneider, Geschäftsführer der Gesellschaft neoteq ventures, die den Fonds verwaltet. Beide bringen ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihre Netzwerk-Kontakte ein.

Präsentierten den neuen Venture Capital­Fonds (von links): B.J. Park (neoteq), Uwe Baust (Stadtsparkasse Düsseldorf), Prof. Dr. Andreas Pinkwart (NRW­Wirtschafts­ und Digitalminister), Eckhard Forst (NRW.Bank) und Simon Schneider (neoteq). Foto: NRW.Bank

„Venture Capital ist notwendig, um innovative Ideen zu fördern“, sagte Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.Bank, kürzlich bei einem Pressegespräch. Im Ruhrgebiet gibt es bereits den vergleichbar konzipierten „Gründerfonds Ruhr“. „Das muss auch im Rheinland gelingen“, begründet Forst den Start des neuen Fonds. Die NRW.Bank hat bereits mehrere Venture Capital- und Seed Fonds aufgelegt, die Gründer in der Frühphase des Unternehmensstarts mit Kapital versorgen. „Das wollen wir weiterentwickeln“, sagt Forst. „Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen ist es unser Ziel, dass jede gute Idee die passende Finanzierung erhält – und Venture Capital ist der richtige Treibstoff für junge innovative Unternehmen.“

„Die Sparkassen haben einen regionalen Förderauftrag“, begründete Uwe Baust, Mitglied des Vorstandes der Stadtsparkasse Düsseldorf, die Beteiligung der öffentlich-rechtlichen Institute. So vermitteln sie auch zum Beispiel öffentliche Fördergelder. „Das Rheinland zählt zu den stärksten Wirtschaftsregionen Europas mit einer einzigartigen Forschungslandschaft.“ Daher macht Baust ein größeres Potenzial für Start-ups aus. „Da ist mehr an Output möglich. Das wollen wir unterstützen.“ Der Finanzexperte verwies auch auf internationale Zusammenhänge. Man sehe jetzt auch Investoren aus dem Ausland, die in Start-ups hierzulande investieren. „Wir können ihren Blick noch mehr auf das Rheinland lenken.“

Minister Pinkwart sieht ebenfalls noch großes Potenzial in Nordrhein-Westfalen. Es sei „noch nicht hinreichend gehoben worden“, sagte er beim Pressegespräch und nannte neben der exzellenten Hochschullandschaft den starken Mittelstand, die bestens ausgebaute digitale Infrastruktur und die hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vorteile. Insbesondere aus Hochschulen entwickelten sich erfolgreiche Unternehmen wie das Biotech-Start-up „SenseUP“ aus Jülich. „Ein echter Mutmacher ist auch der Software-as-a-Service-Anbieter LeanIX aus Bonn, der trotz Pandemie 80 Millionen Dollar bei Investoren einsammeln konnte“, so der Digitalminister. Auch „GData“ aus Bochum und „Next Kraftwerke“ sowie „fond of“ aus Köln seien tolle Erfolgsgeschichten aus Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen viele Unternehmen an den Start bringen und zu Wachstum verhelfen“, sagte Pinkwart, „dazu wollen wir gute Gründerteams identifizieren und unterstützen.“ 

„Das Rheinland zählt zu den stärksten Wirtschaftsregionen Europas mit einer einzigartigen Forschungslandschaft.“

„Wir suchen Start-ups mit einem klaren Tech-Fokus und dem Potenzial, Marktführer zu werden“, B.J. Park von neoteq. Dabei gebe es keinen Branchenfokus, der Blick richte sich auf Technologien wie Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge oder Cybersicherheit. In Kürze werde man die ersten Investments des Fonds bekanntgeben, „die Pipeline ist aufgebaut“.

„Geldgeber investieren unter Rendite-Gesichtspunkten“, sagte Simon Schneider (neoteq). Daher sei es das Ziel, erfolgreiche Start-ups zu finanzieren. Die Finanzmittel des Fonds kommen derzeit je zur Hälfte von öffentlichen und privaten Geldgebern. Zu diesen zählen auch Unternehmen wie die Deutsche Telekom und Henkel sowie Persönlichkeiten wie Frank Asbeck, der das einst erfolgreiche Solarunternehmen Solarworld gegründet hatte.

 

Beitrag: Jürgen Grosche

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