Was erwarten Sie von der neuen NRW-Landesregierung?

Das Rhein-Ruhr-Magazin befragt Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen zu ihren Erwartungen. Den vollständigen Artikel sowie weitere Statements gibt es in der aktuellen Ausgabe des Rhein-Ruhr-Magazins zu lesen. 

Längst möglich selbstbestimmt älter werden
 
Das Ziel einer seniorengerechten Politik muss das längst mögliche selbständige und selbstbestimmte Älter werden in dem gewählten Lebensumfeld sein. Kurz, keine Trennung von Jung und Alt, keine Altenpolitik, sondern die gleichberechtigte, aktive Teilhabe der Menschen über 60 am gesellschaftlichen Leben und das Miteinander der Generationen! Dazu gehören:
– Quartiersentwicklung und Förderung gemeinschaftsorientierter, altersgerechter bezahlbarer Wohnformen, die den besonderen Bedarfen an Nähe, aktiver Lebensgestaltung, gesunder Umgebung und Sicherheit Rechnung tragen,
– Förderung einer gesunden, klimabewussten Mobilität durch die landesweite Einführung einer preisreduzierten ÖPNV-Seniorenkarte für über 60-jährige nach dem Erwerbsleben,
– Abbau von altersbedingten Barrieren in der Digitalisierung des öffentlichen Lebens,
– Entwicklung und Unterstützung bewährter und neuer Modelle der offenen Seniorenarbeit und die Förderung des ehrenamtlichen Engagements in den verschiedenen partizipativen Angeboten,
– Verlässlichkeit der sozialen Sicherung im Alter (Pflegeversicherungsreform, Neuregelung der häuslichen Pflege, Gesundheits- und Energieversorgung) im Zusammenwirken von Bund und Land,
– Stärkung der regionalen Seniorenvertretungen und der Seniorenpolitik des Landes (u.a. Ausweisung „Senioren“ als Ressort des zuständigen Ministeriums)
 
Susanne Asche, Vorstand des Seniorenbeirats Essen
Foto: Seniorenbeirat Essen

Oberste Priorität für IT-Sicherheit

Das Ruhrgebiet – vor allem Bochum – hat sich in den vergangenen Jahren zu dem Hotspot für IT-Sicherheit entwickelt – mit Startups, etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie dem Horst-Görtz-Institut an der Ruhr-Universität Bochum oder dem Max-Planck-Institut für Cybersecurity und Schutz der Privatsphäre. Wir haben hier ein hervorragendes Angebot an ausgebildeten Fachkräften, aber wir müssen dafür sorgen, dass sie auch bleiben. Die Firmen hier sind bereit, auch selbst in die Aus- und Weiterbildung zu investieren. Aber ganz ohne Unterstützung geht es nicht. Das Thema „IT-Sicherheit“ muss viel stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik gerückt werden. Viele Firmen glauben immer noch, für Cyberkriminelle uninteressant zu sein – das ist eine oft teure Fehleinschätzung. Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen gibt es in diesem Punkt großen Nachholbedarf – und jedes Unternehmen ist ein potenzielles Ziel für Cyberangriffe. Dafür muss ein Bewusstsein geschaffen werden. An diesem Punkt sehe ich die Landespolitik in der Pflicht, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und IT-Sicherheit oberste Priorität einzuräumen.

Andreas Lüning, Vorstand und Mitgründer G DATA CyberDefense
Foto: G DATA

Resilienz des Wirtschaftsstandorts erhöhen

Die Wirtschaft – und da spreche ich federführend für die IHKs im Ruhrgebiet mit über 260.000 Unternehmen – steht aktuell vor großen Herausforderungen. Zwar ist in vielen Unternehmen die Auftragslage gut, aber die Corona-Krise, Lieferschwierigkeiten, steigende Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel trüben das Stimmungsbild der Unternehmen im Ruhrgebiet anhaltend. Zusätzlich bereiten die dramatische Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt und die daraus resultierende unsichere weitere Entwicklung der Wirtschaft große Sorgen. Vor allem die bereits bestehenden Sanktionen der USA und der EU sowie russische Gegenmaßnahmen werden Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen vieler Unternehmen im Ruhrgebiet haben. In der kommenden Legislaturperiode wird es für die NRW-Landesregierung darauf ankommen, die Bedingungen für eine erfolgreiche Transformation – etwa Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, neue Energiepolitik und Qualifizierung der Fach- und Nachwuchskräfte – so zu setzen, dass die Unternehmen in NRW den Wandel erfolgreich annehmen können. Gleichzeitig gilt es, die Lehren aus der Corona-Krise zu ziehen und die Resilienz des Wirtschaftsstandorts zu erhöhen.

Heinz-Herbert Dustmann, Präsident der IHK zu Dortmund
Foto: IHK zu Dortmund

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